Die Entstehungsgeschichte der
Rodheimer Musikanten
Bedauerlicherweise gibt es aus der Geschichte der Rodheimer Musikanten keinerlei schriftliche Aufzeichnungen. So muss sich der Chronist auf mündliche Überlieferungen stützen. Auch in den umfangreichen Aufzeichnungen von Dr. Friedrich Hiller (1926-1971), Geistl. Rat und Gymnasialprofessor, finden sich keinerlei Hinweise auf eine Musikkapelle in Rodheim.
Allerdings wurde in Gesprächen mit älteren Musikanten immer wieder das Jahr 1890 als Gründungsjahr einer dörflichen Blasmusikgruppe genannt.
Als Gründungsmitglieder sind namentlich bekannt:
Georg Engert(1. Dirigent)
Johann Grattenthaler
Kaspar Nun
Johann Herrmann
Johann Brümmer
Johann Schneider
Josef Kämmerer
Ignaz Nistler
Diese Namen wurden von Georg Berger (Berger's Schorsch) genannt überliefert.
Von Anfang an gibt es die Rodheimer Musikanten nicht als eingetragenen Verein. Dies ändert sich erst im Jahre 2025 als die Eintragung ins Vereinsregister vollzogen wurde. Das dies erst so spät geschah ist aus heutiger Sicht gewiss zu bedauern, denn sonst gäbe es sicherlich Aufzeichnungen in Form von Vereinsprotokollen. Doch über das Gründungsjahr bestehen kaum Zweifel.
Von wem die Anregung zur Gründung einer Musikgruppe ausging, ist nicht bekannt. Es ist jedoch anzunehmen, dass sich eine solche Gruppe zusammenfand, um bei dörflichen Festen zur Unterhaltung aufzuspielen.
Das damalige dörfliche Leben war nur von wenigen Festen geprägt. Es waren die Feste des Kirchenjahres, die etwas Abwechslung in den harten Arbeitsalltag brachten. So ist anzunehmen, dass die Musikanten wie heute die kirchlichen Feiern begleiteten. Dazu gehörten vor allem die großen Prozessionen an Fronleichnam und am Hagelfeiertag, die Bittgänge durch die Flur und nach Hemmersheim, vor allem aber das Patrozinium des Hl. Kilian am 8. Juli und das Kirchweihfest im November.
Doch neben der Kirchenmusik dürfte von Anfang an auch die Unterhaltungs- und Tanzmusik auf dem Programm gestanden haben. Aus Erzählungen ist bekannt, dass neben der Blasmusik sogar mit Streichinstrumenten gespielt wurde. Es wurde überliefert, dass Kaspar Nun, der zu den Gründungsmitgliedern gehörte, eine Geige besaß.
Auch die langjährige Wirtin des Gasthauses zum Hirschen Elsa Seybold und der ehemalige aktive Musiker und Dirigent Johann Karl (Karl's Hans) können bestätigen, dass Streichmusik gemacht wurde. Elsa Seybold erinnert sich aus ihrer Kinder- und Jugendzeit genau daran, dass die Rodheimer Musik in Gollachostheim zum Tanz aufspielte und an Kiliani unter den Linden neben der Kegelbahn die Leute unterhielt.
Bis heute spielen kirchliche Feste und Feiern, zu deren Ausgestaltung und musikalischen Umrahmung die Blaskapelle beiträgt, eine wichtige Rolle im Jahresablauf. So ist es ein schöner alter Brauch, dass der Ostersonntag vom Turm der Pfarrkirche aus (mittlerweile vor der Leichenhalle) mit dem Angelusläuten und Blasmusik ( „Reinste Jungfrau" ) feierlich angekündigt wird. Herausragende Ereignisse im Laufe dieses Jahrhunderts waren vor allem Bischofsbesuche mit Firmung im Jahr
1949 und 1956, sowie die Primizen von Dr. Friedrich Hiller (1926), Pfr. Max Groll (1936) und Max Freitag (1960). Lange Jahre spielte die Rodheimer Blasmusik zur Fronleichnamsprozession in Herbolzheim.
Im Dorf selbst treten die Musikanten heute neben den kirchlichen Festen auch bei Geburtstags- und Hochzeitsständchen auf. Auch jedem Verstorbenen erweisen sie bei der Beerdigung die letzte Ehre.
Sicherlich war auch die Geschichte der Rodheimer Musikanten bestimmt von einem Auf und Ab. Zwei Weltkriege brachten im letzten Jahrhundert auch im Leben unseres kleinen Dorfes bis in jede Familie hinein schmerzliche Einschnitte und Verluste. Immer wieder mussten die in der Heimat verbliebenen Musikanten einem gefallen Kameraden bei der Trauerfeier in der Pfarrkirche das »Ich hatt' einen Kameraden« spielen. Wie viele dörfliche Blaskapellen erlebten die Rodheimer Musikanten in den 80er Jahren einen großen Aufschwung und sind heute im weiten Umkreis bekannt. Doch nur wenige, die sich heutzutage durch uns in Stimmung bringen lassen, ahnen, wie mühsam dieser Aufstieg zu einer beliebten Unterhaltungskapelle war. Wie so oft begann dieser Aufstieg mit einem Tief. Im Jahre 1972 war der Bestand auf wenige Musikanten zusammen geschrumpft.
Diese waren:
Karl Johann (Dirigent)
Berger Georg
Freitag Ernst
Kämmerer Ernst
Seybold Michael
Freitag Paul
Groll Max
Schneider Erhard
Drei von ihnen machten weiter, nämlich Paul Freitag, Erhard Schneider und Max Groll. Um den Nachwuchs machte sich vor allem Erhard Schneider verdient. In mühevoller Kleinarbeit wurden von ihm neue Aktive angelernt und in die Musikkapelle eingegliedert. So ging es langsam aber stetig bergauf. Der erste öffentliche Auftritt fand auf dem Campingplatz der Firma Knaus in Ochsenfurt statt, für eine Brotzeit, wie sich Erhard Schneider erinnert. Zuerst trat man noch in Feuerwehrhemden auf. Im Jahre 1976 leistete man sich dann blaue Westen mit Rodheimer Wappen und gelber Krawatten.
Doch mit dem gestiegenen Ruf und Image musste auch die äußere Erscheinung Schritt halten. So wurde für das 100-jährige Feuerwehrfest im Jahre 1986 die Kapelle mit einer neuen fränkischen Tracht ausgestattet, die unter fachkundiger Beratung des Kreis- und Bezirksheimatpflegers nach der original Rodheimer Tracht geschaffen wurde.
Als Erhard Schneider den Dirigentenstab an Max Groll übergab, konnte dieser einen gut besetzten und ausbaufähigen Klangkörper übernehmen. Auch ihm ist es hervorragend gelungen, zum Bekanntheitsgrad und guten Ruf der Rodheimer Musikanten entscheidend beizutragen.
Dass es gelungen ist, die Musikkapelle über Jahrzehnte hinweg zusammenzuhalten, ist besonders bewundernswert. Dies ist sicherlich nicht zuletzt den jeweiligen Leitern der Kapelle zu verdanken, die es immer wieder mit Idealismus und Tatkraft verstanden haben, junge Leute auszubilden, für die Musik zu begeistern und bei der Stange zu halten. Deshalb sollen an dieser Stelle die Dirigenten von den Anfängen bis heute namentlich erwähnt werden:
Georg Engert
Leonhard Engert
Philipp Nun
Johann Karl
Erhard Schneider
Max Groll
Lorenz Seufert
Max Groll
Manfred Groll
Johann Wolpold
Christian Breunig
Manfred Groll
Die Rodheimer Musikanten im Jahr 1986
Die Rodheimer Musikanten heute
Zurückblickend auf die letzten 3 Jahrzehnte kann man sagen, dass sich die Rodheimer Musikanten gehörig verändert haben und doch Ihren Vorgängern gleich geblieben sind. Weiterhin haben sie immens Spaß daran zu Musizieren und Spaß daran die Musik gemeinsam zu erleben. Jedoch mit anderen Mitteln wie noch im Jahre 1990.
Noch in der Dirigentschaft von Max Groll begann man erste Versuche die Blasmusik mit elektrischen Musikgeräten zu begleiten, um musikalisch vielseitiger zu werden. Man begann mit Bernhard Betz an der E-Gitarre, Werner Kämmerer an der Bassgitarre, Wolfgang Schneider am Keyboard, Norbert Habel an den Drums und Reinhold Brümmer-Dauer gemeinsam mit Lorenz Seufert im Gesang. Die ersten Schritte einer neuen Stilrichtung der Rodheimer Musikanten waren gemacht.
Die Rodheimer Musikanten im Jahr 2002
Anfang der Jahrtausendwende bekamen die Musikanten mit Manfred Groll einen neuen Dirigenten der diese Stilrichtung weiter verfolgte und in die Fußstapfen seines Vaters Max trat. Der Ausbau dieser Musik wurde durch bessere Anlagentechnik, umfangreiche Lichtanlage und viele Proben der „Hartstromer" verbessert, so dass mittlerweile wunderbare Abend-Auftritte mit Stimmungs - und Tanzmusik möglich sind.
Außerdem war die Kapelle seit 1990 in Sachen Nachwuchsarbeit nicht untätig. Es wurden seitdem ca. 13 Ausbildungsgruppen mit verschiedensten Musiklehrern gegründet. Nachdem viele Jahre vergangen sind besteht nun der Großteil der Gruppe aus diesem eigenen Nachwuchs. Doch nicht nur die jungen Musikanten sind begeistert dabei, sondern der ein, oder andere „alte Hase" genießt die Zeit in den Reihen der Rodheimer. Das Zusammenspiel aus dieser generationsübergreifenden Mischung macht derzeit den Charakter und das Rückgrat der Kapelle aus, die so, mit viel Witz und Leichtigkeit gemeinsam daran arbeiten die Musik im Rodheimer Stil dem Publikum näher zu bringen.
1998 wurde dann der Kapelle durch den Umbau des Rathauses die Möglichkeit gegeben einen eigenen Musikraum im Bürgertreff Rodheim zu integrieren. Diesen finanzierten wir uns mit unzähligen Helferstunden am Umbau des Rathauses, die von der Gemeinde vergütet wurden und die zumeist in die Musikkasse flossen. Dieses Geld wurde dazu verwendet um die Kosten für den Musikraum bei der Gemeinde zu begleichen.
Die traditionelle fränkische Tracht wird seit vielen Jahren gepflegt und neu angeschafft. Vor wenigen Jahren statteten wir unsere Damen mit neuen, zeitgemäßeren Dirndln aus, so dass das Gesamtbild jetzt sehr harmonisch wirkt. Zudem wurden T-Shirts und Ausgehpullover angeschafft, die von den Musikanten sehr gut angenommen wurden und gern an außermusikalischen Veranstaltungen angezogen werden. Diese wurden teilweise durch Sponsoren und teilweise durch die Kapelle finanziert.
Doch nicht nur optisch, musikalisch und equipmenttechnisch hat sich viel verändert, sondern auch das Gebilde der Musikanten hat sich gewandelt. Während früher noch die Kapelle aus fast nur Rodheimer Bürgern bestand, hat man sich auch hier dem Gang der Zeit angepasst. Musikalischen Zuwachs bekamen wir von mehreren Ortschaften rings um Rodheim.
Nachwuchsbläser, die mittlerweile integriert wurden kommen zum Teil aus der Großgemeinde. Verluste durch weggezogene Musikanten hatten wir kaum hinzunehmen und mussten kaum kompensiert werden, da diese auch weiterhin zur Gruppe dazugehören und sich dadurch mittlerweile das Einzugsgebiet von Würzburg, über Gaukönigshofen, Baldersheim, Gülchsheim, Oberickelsheim, Geißlingen, Gollhofen, Welbhausen und Neustadt Aisch erstreckt. Auf diese Musikanten ist natürlich besonders wert zu legen, da sie die Fahrstrecke und die Zeit bis nach Rodheim in Kauf nehmen um bei den Rodheimer Musikanten dabei zu sein und unseren Kader damit komplettieren.
Unterwegs sind die Musikanten mittlerweile nicht nur in der fränkischen Heimat, sondern auch über die Grenzen hinaus. Vor über einem Jahrzehnt integrierte Wolfgang Mend eine Homepage, die täglich von mehreren Menschen aus der ganzen Welt besucht wird. Auftritte in Hessen (Frankfurt am Main), Baden Württemberg (3 Tage wach in Eberbach, Strohballentheater Nitzenhausen, usw) Nordrhein-Westfalen (Solingen) Niedersachsen (Quakenbrück) und im tiefsten Bayern (Bad Füssing) sind nur ein grober Auszug aus den musikalischen Tätigkeiten der letzten Jahre. Traditionell begleitet die Kapelle weiterhin kirchliche Festtage, Beerdigungen, Wallfahrten, Hochzeiten und Polterabende von Musikanten.
Neben den musikalischen Tätigkeiten verbringen die Musikanten aber auch ohne Ihre Instrumente gerne Zeit zusammen. So wurden in den letzten Jahren mehrere Ausflüge, Weinproben und Likörproben abgehalten. In den Wintermonaten werden Kegelabende oder Ausflüge auf die Eisbahn, bzw. ins Schwimmbad, bzw. ein Musikerskifahren organisiert. In den Sommermonaten stellten wir unter anderem eine Mannschaft an Turnieren von sehr fragwürdigen Spielen. Jedoch am wichtigsten für die Musikanten ist ihr freitäglicher Stammtisch nach der Musikprobe im Bürgertreff der immens zum Zusammenhalt in der Kapelle beiträgt und die Dorfgemeinschaft sehr fördert.
Der Chronist der Festzeitschrift 1990 hat es einmal so formuliert:
,,Bei einer Geburtstagsfeier blickt man jedoch nicht nur zurück in die Vergangenheit, sondern richtet den Blick vor allem auch in die Zukunft und wünscht dem Jubilar noch viele gesunde und erfolgreiche Jahre. Die Zukunft eines Vereins liegt in der Jugend. Sie zu begeistern und mitzureißen, sollte weiterhin das größte Anliegen sein. Dann werden die Rodheimer Musikanten auch künftig das dörfliche Leben prägen und bereichern. "